Was ist eine Trachealkanüle?
Eine Trachealkanüle ist ein spezieller Beatmungsschlauch, der über eine Tracheotomie, auch Luftröhrenschnitt genannt, in die Luftröhre eingelegt werden kann. Die anschließend korrekte Auswahl und Handhabung der Trachealkanüle ist essenziell um eine ausreichende Atemfunktion des Patienten zu gewährleisten und Risiken wie Infektionen oder Blutungen zu vermindern.
In der ersten Zeit nach der Tracheotomie ist eine engmaschige Überwachung durch geschultes Pflegepersonal notwendig. Einerseits um die richtige Pflege des Luftröhrenschnitts sicherzustellen. Beispielsweise durch endotracheales Absaugen bei dem mit einem dünnen Absaugschlauch aus Plastik Sekret und Schleim über die Trachealkanüle aus dem Atemweg entfernt werden kann. Andererseits um frühen Komplikationen wie Blutungen oder einem Verrutschen der Trachealkanüle entgegenzuwirken. Muss der Patient über einen längeren Zeitraum oder für immer mit seinem Tracheostoma leben, werden dieser oder seine Angehörigen in Trachealkanülenmanagement geschult, um auch außerhalb des Krankenhauses die Trachealkanüle selbstständig wechseln und pflegen zu können.
Gründe für die Verwendung einer Trachealkanüle
Es gibt viele verschiedene Gründe, welche eine Tracheotomie und die Verwendung einer Trachealkanüle notwendig machen. Der häufigste Grund ist eine Langzeitbeatmung - in der Regel länger als 10 Tage - während eines Aufenthalts auf einer Intensivstation. Aber auch bei ausgeprägten Abszessen im Rachenbereich, Tumorerkrankungen oder großen Operationen am Hals wie der Laryngektomie (komplette Entfernung des Kehlkopfes) wird eine Tracheotomie angewandt.
Die Anlage eines solchen Luftröhrenschnitts kann auf unterschiedliche Weisen passieren. Zumeist erfolgt eine kurze Operation in Vollnarkose einige Zentimeter unterhalb des Kehlkopfes. Die Haut und die darunterliegende Luftröhre werden eröffnet und anschließend miteinander vernäht. Diese Methode wird epithelialisierte Tracheotomie - oder auch Tracheostomie - genannt und wird zumeist angewandt, wenn eine dauerhafte oder längerfristige Beatmung über den Luftröhrenschnitt erfolgen muss. Alternativ gibt es auch die dilatative Tracheotomie, bei welcher eine Nadel durch die Haut in die Luftröhre gestochen wird und man anschließend über einen Draht den Einstich immer weiter dehnt, bis die Trachealkanüle eingebracht werden kann.
Mit Ausnahme der Laryngektomie kann grundsätzlich jeder Luftröhrenschnitt rückgängig gemacht werden. Entweder durch eine kurze Operation oder ein selbstständiges Zuwachsen. Wie lange man als Patient mit dem Tracheostoma leben muss, richtet sich nach der Grunderkrankung. Erfolgte die Anlage zum Schutz der Atemwege nach einer Operation oder Langzeitbeatmung, wird das Tracheostoma für wenige Wochen bis Monate belassen. Bei ausgeprägten Tumoren kann eine lebenslange Versorgung notwendig sein.
Arten von Trachealkanülen
Es gibt verschiedene Arten von Trachealkanülen, die sich in Aufbau, Material und spezifischen Funktionen unterscheiden. Die meisten Kanülen bestehen aus Kunststoff, aber es gibt auch Produkte aus Metall. Die korrekte Auswahl und Anpassung der Trachealkanüle ist entscheidend für den Komfort und die Sicherheit des Patienten. Eine fachgerechte Pflege, beispielsweise Kanülenwechsel und -reinigung oder Absaugung und regelmäßige Kontrolle der Kanüle sind unabdingbar, um Komplikationen wie Infektionen oder Verletzungen zu vermeiden. Im Folgenden sind einige verschieden Arten von Trachealkanülen aufgeführt.
- Blockbare Kanülen ermöglichen es durch Aufblasen eines kleinen manschettenförmigen Luftballons außen an der Trachealkanüle, den Bereich unterhalb der Kanüle, über den geatmet wird, gegenüber dem Bereich oberhalb der Kanüle abzudichten. Dieser Luftballon wird Cuff genannt und ist notwendig, wenn die Patienten Schluckstörungen haben und die Gefahr besteht, dass Mageninhalt oder Nahrung in die Luftröhre gelangt. Auch im Rahmen einer künstlichen Beatmung musst zwingend eine blockbare Kanüle einliegen. Die korrekte Platzierung und Kontrolle des Cuffs sind für die Patientensicherheit sehr wichtig. Pflegekräfte, pflegende Angehörige oder die Patienten selbst müssen daher in der Handhabung dieser Kanülen geschult sein, um eine effektive und sichere Versorgung zu gewährleisten.
- Nicht blockbare Kanülen hingegen haben keinen Cuff. Sie sind einfacher zu handhaben und komfortabler für den langfristigen Gebrauch. Ebenso ist es möglich mit nicht blockbaren Kanülen teilweise zu sprechen, da der Luftstrom aus der Lunge zu den Stimmbändern nicht komplett unterbrochen ist.
- Sprechkanülen enthalten ein Ventil, welches sich beim Einatmen öffnet und beim Ausatmen verschließt. Dadurch strömt die Luft beim Ausatmen nicht über die Kanülenöffnung nach draußen, sondern wandert nach oben, durch die Stimmlippen in Richtung Mund, sodass eine Stimmbildung wieder möglich ist. Sprechkanülen erhöhen die Lebensqualität der Betroffenen deutlich.
Während die vorhergehenden Kanülen alle aus Kunststoff hergestellt werden, sind auch Kanülen aus Silber erhältlich. Sie sind gut zu reinigen und aufzubereiten, das Material tötet Bakterien ab und sie haben einen großen Innendurchmesser. Jedoch sind sie teuer, passen sich der Umgebungstemperatur an und sind starr, was zu einem erhöhten Verletzungsrisiko der Haut und Luftröhre führt.
Die Auswahl einer Trachealkanüle sollte immer auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt sein. Eine ärztliche Beratung ist unerlässlich. Verschiedene Faktoren wie die Größe der Atemwege, die Dauer der Notwendigkeit einer Kanüle und die Aktivität des Patienten beeinflussen die Entscheidung. Eine optimale Passform ist ebenso wichtig um Komplikationen zu vermeiden und den Komfort des Patienten zu gewährleisten, wie der geschulte Umgang mit Trachealkanülen.
Einsetzen und Pflege einer Trachealkanüle
Besonders in den ersten Tagen und Wochen nach einer Tracheostomie gilt besondere Vorsicht. Wird die Trachealkanüle in dieser Zeit aus Versehen entfernt, kann es schwierig bis unmöglich sein sie ohne Fachpersonal wieder einzusetzen. Deshalb sollte anfangs ein Wechsel nur durch geschultes Personal erfolgen. Je länger das Tracheostoma besteht, desto geringer wird dieses Risiko und die Kanüle kann auch problemlos von entsprechend geschulten Patienten oder Angehörigen gewechselt werden. Der Wechsel der Trachealkanüle sollte spätestens nach 4 Wochen erfolgen, bei starker Verschmutzung oder Abnutzung auch früher.
Nach der Platzierung der Kanüle ist eine sorgfältige und regelmäßige Pflege entscheidend. Diese umfasst die Reinigung der Kanüle, wenn notwendig endotracheales Absaugen und die Kontrolle der umgebenden Haut auf Irritationen. Die Befeuchtung der Atemluft sowie die Sicherstellung des korrekten Sitzes sind ebenso wichtig, um Infektionen zu vermeiden und die Atmung zu erleichtern. Angehörige, Pflegepersonal, aber auch Patienten sollten daher im Umgang mit Trachealkanülen geschult werden. Auf Anzeichen einer Infektion, wie Rötungen, Schwellungen oder Austritt von Eiter sollte stets geachtet werden. Bei Problemen oder Unsicherheiten sollte umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
Risiken und Komplikationen bei der Verwendung einer Trachealkanüle
Die Verwendung einer Trachealkanüle birgt verschiedene Risiken und Komplikationen, die sowohl kurz- als auch langfristig die Gesundheit des Patienten beeinträchtigen können. Zu den akuten Komplikationen zählen die Verletzung von Haut oder Luftröhre beim Einführen der Kanüle, sowie Blutungen und Infektionen. Langfristig kann es zu Verengungen, überschießender Gewebebildung oder Knorpelaufweichungen in der Luftröhre kommen. Es sollte regelmäßig überprüft werden, ob das Tracheostoma noch notwendig ist oder ob ein Verschluss in naher Zukunft möglich ist.
Leben mit einer Trachealkanüle
Leben mit einer Trachealkanüle verlangt umfassende Anpassungen im Alltag. Grundlegende Pflegeschritte wie die Reinigung und der Wechsel der Trachealkanüle oder die Absaugung müssen sicher beherrscht werden. Bei entsprechender pflegerischer Betreuung erfolgt das Absaugen von Schleim durch medizinisches Fachpersonal. Geschulte Patienten können dies aber auch selbst übernehmen. Wichtig ist dabei möglichst hygienisch vorzugehen um keine Keime in die Lunge zu verschleppen. Bei Schluckstörungen können sich Speichel und andere Sekrete oberhalb des Cuffs der Trachealkanüle sammeln. Viele Trachealkanülen verfügen über einen separaten Absaugschlauch um dieses Sekret zu entfernen. Dieser Vorgang wird als subglottisches Absaugen bezeichnet. Auch psychologisch kann ein Luftröhrenschnitt sehr belastend sein und die sozialen Kontakte einschränken. Hilfsmittel wie Sprechventile und Sprechtraining beim Logopäden oder eine psychosoziale Betreuung durch Psychotherapeuten können diese Beeinträchtigung deutlich lindern. Aber auch Angehörige und Freunde spielen eine entscheidende Rolle, damit die Integration in den Alltag gelingt und eine gute Lebensqualität erreicht werden kann.
Tipps zur Pflege und Reinigung der Trachealkanüle
Die Pflege und Reinigung der Trachealkanüle ist wichtig für die Gesundheit und den Komfort des Patienten. Eine hygienische Herangehensweise und sterile Utensilien sind nötig um Infektionen effektiv zu vermeiden. Hier sind einige Tipps:
-
Vorbereitung: Sammeln Sie alle benötigten Reinigungsmaterialien, wie sterile Handschuhe, Kochsalzlösung und weiche Tücher.
-
Hygiene: Waschen oder desinfizieren Sie Ihre Hände gründlich, bevor Sie die Trachealkanüle berühren. Benutzen Sie möglichst sterile Einmalhandschuhe.
-
Entfernung: Entfernen Sie die Kanüle sorgfältig, so wie Sie es bei der Schulung durch das Fachpersonal gelernt haben.
-
Reinigung: Tauchen Sie die Kanüle in sterile Kochsalzlösung und reinigen Sie sie mit einer weichen Bürste, um Ablagerungen zu entfernen.
-
Desinfektion: Spülen Sie die Kanüle mit sterilem Wasser aus und desinfizieren Sie sie mit einem geeigneten Desinfektionsmittel.
-
Trocknung: Trocknen Sie die Kanüle sorgfältig mit einem sterilen Tuch ab.
-
Ersetzen: Setzen Sie die gereinigte oder eine neue sterile Kanüle ein. Eine feuchte Nase - ein Filter der zum Anfeuchten und Erwärmen der Atemluft auf die Trachealkanüle gesetzt werden kann - sollte alle 24 Stunden gewechselt werden.
-
Beobachtung: Beobachten Sie die Einstichstelle auf Anzeichen von Infektion oder Irritation.
Eine regelmäßige und gründliche Reinigung minimiert das Risiko von Komplikationen und gewährleistet eine gute Lebensqualität.